Lagerung von Getreide

Aus Inquibidt-Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche


Überblick:


Bevor das Getreide geerntet und zur Lagerung gebracht wird, kann so einiges passieren. Getreide bekommt manchmal Krankheiten. Dann müssen die Bauern dafür sorgen, dass diese Krankheiten behandelt werden, sodass das gesunde Getreide in der Mühle oder der Lagerstätte ankommt.
Das Getreide rutscht durch immer kleiner werdende Sieblöcher und wird so von Verunreinigungen befreit

Wenn das Getreide bei der ZG Raiffeisen in Wilferdingen ankommt, wird zunächst eine Probe davon untersucht und je nach den Ergebnissen, wird das Getreide klassifiert, gereinigt und entsprechend getrennt voneinander eingelagert. Doch auch bei der Lagerung kann etwas schief gehen. So können z.B. Schädlinge das Getreide befallen. Wenn so etwas passiert, muss der Betreiber des Lagers, also die ZG Raiffeisen, dafür sorgen, dass diese Schädlinge entfernt werden und das Getreide nochmals überprüfen. Hat das Getreide bei guten Bedingungen gelagert, kann es abgeholt und weiter verarbeitet werden, z.B. durch das Mahlen

Was du hier alles erfahren kannst?

  • Welche verschiedenen Krankheiten Getreide befallen können
  • Wie Getreide untersucht und in verschiedene Qualitätsstufen aufgeteilt wird
  • Was das für Auswirkungen auf die Einlagerung hat
  • Wie die ZG Raiffeisen Getreide lagert
  • Welche Schädlinge Getreide befallen können
  • Was man gegen solche Schädlinge tun kann, damit wir anschließend aus diesem Getreide noch Brot backen können

Getreidekrankheiten:


Auch Getreidepflanzen können durch Viren oder Mikroorganismen von Krankheiten befallen werden. Meistens handelt es sich um Pilzkrankheiten, was es zusätzlich zum verminderten Ernteertrag schwierig macht, in den nächsten Jahren wieder gute Erträge zu bekommen. Pilzkrankheiten setzen sich oft in den Keimen des Getreides fest oder fallen zu Boden, sodass der gesamte Acker damit befallen ist. Dagegen angehen kann ein Bauer, indem er das Getreide mit einem Beizmittel behandelt. Allerdings darf es dann nicht mehr für die menschliche oder die tierische Ernährung verwendet werden.
Zu stark von Krankheiten befallene Teile der Ernte können nicht weiterverwendet werden und müssen abgelehnt werden. Weniger stark befallene Teile können durch entsprechende Reinigung verwendet werden. Hierbei muss vor allem die Oberfläche gereinigt werden, damit die Pilzgeflechte von den Ähren entfernt sind.
Die vier häufigsten Getreidekrankheiten sind Getreidebrand, Mutterkorn, Getreiderost und Blatt- und Spelzenbräune und Ährenmehltau. Beim Getreidebrand haben die Ähren, wie der Name schon sagt, schwarze Teile, die aussehen, als ob sie verbrannt wären. Bis zu 3 Millionen Sporen können sich dabei in einem Korn bilden. Stein- und Flugbrand sind damit verwandte Krankheiten. Bei dieser Art Krankheit ist es nahezu unmöglich, das Getreide zu reinigen, da der Pilz im Korn selbst steckt und somit nur durch Beize behandelt werden kann.
Von der Getreidekrankheit "Mutterkorn" wurde früher meist nur Roggen befallen, inzwischen ist diese Krankheit aber auch vermehrt bei Weizen zu beobachten. Es ist ebenfalls eine Pilzkrankheit. Diese bildet violette Pilzgeflechte, die vor allem beim Weizen, dem eigentlichen Korn stark ähneln. Das macht es schwerer, die erkrankten Teile zu entfernen. Die befallenen Teile sind ziemlich hart, da die Pilzkeime zuvor von der Luft übertragen werden und dann den Fruchtknoten des Korns durchwachsen, sodass sich anstatt des Korns der Pilz ausbildet.
Mit bestimmten Messgeräten können die Feuchtigkeit, der Proteingehalt und andere Werte des Getreides ermittelt werden. Wie dies genauer abläuft, erfährst du weiter unten. Hier siehst du ein solches Messgerät:

Messgerät zur Analyse von Getreide


Aus Mutterkorn können viele Arzneimittel, wie z.B. wehenauslösende Medikamente (daher kommt wahrscheinlich der Name Mutterkorn) oder Medikamente gegen Migräne, hergestellt werden, aber es ist auch Bestandteil von LSD. Bei Mutterkorn muss gesagt werden, dass es nur in Maßen gesund ist, bei zu hoher Aufnahme ist es stark gesundheitsschädigend bis tödlich. Für die menschliche Ernährung gibt es einen Höchstsatz von 0.05% Mutterkorn im Getreide, bei tierischer Ernährung sind es 0,1%.
Getreiderost ist eine Pilzkrankheit, die die grünen Teile des Korns befällt und sich dort festsetzt. Folgen sind stark geschrumpfte und verkümmerte Körner.
Bei der Blatt- und Spelzenbräune, sowie beim Ährenmehltau handelt es sich ebenfalls um Pilzkrankheiten. Hier befällt der Pilz allerdings die Hauptblätter und die Spelzen des Korns. Dort zerstört er das Chlorophyll der Pflanzen, wodurch diese in ihrer Photosynthese stark eingeschränkt werden. Die Folgen dieser Krankheit sind ebenfalls stark verkümmertes Korn und eine erhebliche reduzierte Anzahl der ausgebildeten Körner. Dieser Pilz wird durch warmes und feuchtes Wetter stark weiterverbreitet.

Untersuchung und Klassifizierung von Getreide:


Warum und wie wird das Getreide im Labor untersucht?
Mit den entsprechenden Laboruntersuchungen wird der angelieferte Rohstoff auf seine Verwendbarkeit hin überprüft, d.h. es werden Untersuchungen in einem Labor gemacht, die beispielsweise Aussagen über die Teigqualität geben, der mit diesem Getreide hergestellt werden kann, oder die Aussagen über die Wirksamkeit von Reinigungs- und Mahlungsprozessen geben.
Dieser Prozess hat einen ganz bestimmten Ablauf, der hier im Weiteren beschrieben wird:

Zuerst kommt der Landwirt mit seinem Getreide auf dem Gelände der ZG Raiffeisen in Wilferdingen an. Er fährt zunächst auf die Waage, damit man später durch das Gegenwiegen des leeren LKWs das genaue Gewicht des ganzen Getreides errechnen kann.

Stechlanze

Anschließend werden mit Hilfe einer Stechlanze verschiedene Proben aus der Getreidelieferung entnommen, sodass man eine gute Repräsentation für die Komplettlieferung erhält. Die ZG Raiffeisen in Wilferdingen hat ein Ganzkornmessgerät, das nach dem Eingeben des Getreides in das Gerät die genaue Feuchtigkeit, den Eiweißgehalt und den Kleberanteil des Getreides anzeigt.
Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, quantitative und qualitative Messungen durchzuführen. Bei den quantitativen Messungen führt man meist mehrere Messungen durch und rechnet die Ergebnisse auf die Trockenmasse des Getreides um, da die Messungen wegen verschiedener Temperatur oder Luftfeuchtigkeit variieren können. Die quantitativen Messungen werden gemacht, um die Feuchtigkeit des Getreides, den Feuchtklebergehalt und den Proteinanteil zu bestimmen, d.h. sie liefern die Ergebnisse, die das Ganzkornmessgerät auch gibt.
Qualitative Messungen sind dazu da, genauere Bestimmungen über die Proteine und die Stärke im Korn zu erhalten. Dabei ist es sehr wichtig, das Gewicht des gemessenen Getreides abzuwiegen, damit die Untersuchung immer an derselben Menge Trockenmasse durchgeführt wird.

Für diese Untersuchungen am Getreide gibt es streng festgelegte Standards von der "Internationalen Gesellschaft für Getreidewissenschaft und -technologie" (ICC). https://www.icc.or.at/ Diese Standards legen die Menge an Getreide fest, die untersucht werden muss, die Luftfeuchtigkeit und welche Abweichungen es bei doppelter Untersuchung geben darf.
Außerdem legt diese Gesellschaft fest, dass immer zwei Untersuchungen desselben Getreides durchgeführt werden müssen, um eine gewisse Sicherheit über die Ergebnisse zu erhalten. Dies nennt man "gute Reproduzierbarkeit", da man die Untersuchungen wiederholen kann und immer zu einem sehr ähnlichen Ergebnis kommt.

Klassifizierung des Getreides
Wenn die Werte des Getreides nun mit dem Ganzkornmessgerät ermittelt wurden, können sie entsprechend ihrer Werte klassifiziert werden. Welche Werte Getreide genau haben muss, um entsprechend klassifiziert zu werden, siehst du, wenn du auf die Bildunterschrift des Ganzkornmessgeräts klickst:

Einlagerung des Getreides


Welche Auswirkungen haben die Bestimmungen für Getreide bei der Lagerung?

Das Korn hat grob vier Bestandteile: Der Frucht- und Samenschale, der Aleuronschicht, dem Mehlkörper und dem Keimling.
Die Frucht- und Samenschale besteht aus toten Zellen, hat keinen eigenen Stoffwechsel mehr und hat nur die Aufgabe, das Korn vor äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit, Schädlinge, Bruch oder Mikroorganismen zu schützen. Auf die Frucht- und Samenschale wirken sich also die Feuchtigkeit des Korns und der Umgebung und die Temperatur nicht aus.
Die Aleuronschicht besteht ebenfalls aus toten Zellen, die keinen eigenen Stoffwechel mehr haben und somit auch nicht anfällig fürs Keimen sind. Auf sie hat die Lagerung also auch kaum bis keine Einwirkungen.
Die Frucht- und Samenschale und die Aleuronschicht beinhalten sehr viele Ballaststoffe, Mineralstoffe und Vitamine. Bei Weißmehlen werden diese Schichten vor der Mahlung meist abgetrennt, bei Vollkornmehlen sind sie noch vorhanden, weshalb diese wertvoller für den Menschen sind.
Da der Mehlkörper von außen von der Frucht- und Samenschale und der Aleuronschicht geschützt wird, ist dieser für die Bestimmungen der Lagerung ebenfalls eher unwichtig.
Der eigentlich wichtigste Teil des Korns für die Lagerung ist der Keimling. Dieser besteht aus einem lebenden Stoffwechsel, hat richtige Wurzel- und Sprossanlagen und hat lebende Zellen. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Lagerungsfehler diesen Teils des Korns genauer zu beschreiben.
Da der Keimling eine eigene Spross- und Wurzelanlage besitzt, ist es wichtig, diese vor zu großen Hitzeeinflüssen zu schützen, da sie ansonsten zerstört werden und das Korn nicht mehr keimfähig ist. Allerdings möchte man auch nicht, dass das Korn während der Lagerung keimt, sondern erst bei der nächsten Saat.
Deshalb muss man darauf achten, den Wassergehalt des Korns und die Temperatur im Lager zu kontrollieren. Sonst können Stoffwechselvorgänge beginnen, die den Aufbau neuer Zellen nach sich ziehen. Der Wasserbedarf des Korns zum Beginnen der Keimung beträgt 35-50% des Korngewicht. Da die Temperatur im Lager, v.a. im Sommer, häufig über 25°C liegt (ab dieser Temperatur kann das Korn zu keimen beginnen), ist die Feuchtigkeit des Korns sozusagen der "Schalter" für den Beginn der Keimung.

Getreidelagerung in der ZG Raiffeisen Wilferdingen

Mit solchen LKWs wird das Getreide transportiert

Wenn die Landwirte mit den Getreide-LKWs und ihrem Getreide auf dem Gelände der ZG Raiffeisen Wilferdingen ankommen, wird es zunächst, wie oben beschrieben, untersucht und klassifiziert. Entsprechend der Klassifizierung kann das Getreide eingelagert werden. Ist es allerdings noch zu feucht, muss es zunächst in eine Trocknungsanlage gebracht werden. Die Trocknungsanlage der ZG Raiffeisen Wilferdingen ist am Karlsruher Rheinhafen.
Normalerweise kommt das Korn trocken in die Lagerung der ZG Raiffeisen. Hat es jedoch beispielsweise am Tag vor der Ernte geregnet, kann das Korn nicht direkt eingelagert werden und muss getrocknet werden. Dies wird am Rheinhafen in Karlsruhe gemacht. Alles zu den Rheinhäfen Karlsruhe findest du hier: http://www.rheinhafen.de/rheinhaefen-karlsruhe/aktuelles/aktuelle-meldungen/
Nach der Trocknung sind nch etwa 8-14 Tage nötig bis das Korn wirklich eingelagert werden kann. Dies macht man, um ein eventuelles Keimen des Korns auf jeden Fall zu verhindern.
Ist alles soweit in Ordnung, wird das Getreide über ein langes Förderband zunächst zur Reinigung transportiert. Die Reinigungsmaschine enthält mehrere Siebe mit unterschiedlicher Lochgröße, durch die das Korn von oben nach unten ausgesiebt wird. Dabei werden Verunreinigungen wie Pflanzenreste, Erde oder kleine Steinchen entfernt. Durch die Reinigung in den Sieben kann ebenfalls die Qualität des Getreides festgestellt werden (Größe des Weizens, Anzahl der Bruchkörner etc.).

Flachlagerbox für Hafer

Entsprechend seiner Klassifizierung und Qualität wird das Getreide nun wieder über das Förderband zu verschiedenen Flachlagerboxen transportiert. Über dem langen Förderband läuft dabei quer ein kurzes, das das Getreide in die jeweilige Box befördert.

Förderband für das Getreide, um es in die Boxen zu befördern

Da das Lager der ZG Raiffeisen in Wilferdingen eigentlich nur ein Zwischenlager für Getreide ist, lagert es dort meist nur einige Tage und wird dann weitertransportiert. Hafer bildet dabei die Ausnahme. Diesen hat die ZG Raiffeisen meist vorrätig, um Bauern und Pferdewirte immer mit Hafer für die Tiere versorgen zu können.

Schädlingsbefall bei der Lagerung
Wenn Getreide von Schädlingen befallen ist und diese nicht entfernt werden können, kann dieses Getreide nicht mehr verwendet werden und ist nutzlos für die Bauern. Weltweit betrifft dies 25% des Getreides, in Deutschland ist jedoch nur ein sehr viel geringerer Teil des Getreide von Schädlingen befallen.
Man kann die Schädlinge, die am häufigsten Getreide befallen grob in zwei Gruppen aufteilen. Zum einen gibt es Insekten, die das Getreide schädigen, zum anderen sind es Nagetiere. Aber auch Vögel können Getreide verunreinigen.
In der Gruppe der Insekten kann man folgende Schädlinge und deren Auswirkungen beobachten:

  • Milben : Milben sind sehr kleine Spinnentiere, die ihre Eier im Getreide ablegen. Ein Weibchen kann dabei 20-30 Eier legen, die sich unter optimalen Bedingungen innerhalb von 17 Tagen zu neuen Milben entwickeln können. Diese Geschwindigheit ist jedoch stark abhängig von Feuchtigkeit und Wärme im Lagerraum. Sehr problematisch bei den Milben ist, dass sie kleiner sind als die Löcher in den Mehlsieben, sodass sie trotz Aussieben des Mehls in das Produkt gelangen und dort Krankheiten hervorrufen können. Vermilbtes Getreide ist aber nicht nur für den Menschen, sondern auch für Tiere nicht mehr brauchbar, da die Milben zuerst den Keimling angreifen und anschließend zum Mehlkörper wandern. Zur Feststellung ob ein Milbenbefall vorhanden ist, gibt es einen Test, den sogenannten "filth"-Test. Dieser überprüft das Mehl auf den Chitingehalt (der Körper einer Milbe besteht aus Chitin) und die Haaranzahl von Nagetieren (Milben werden meist über die Haut von Nagetieren eingeschleppt.)
  • Kornkäfer : Der Kornkäfer gilt als der gefährlichste Schädling für Getreide. Er ist zwischen 2,5 und 5mm groß und dunkelbrauch bis schwarz. Wenn die Weibchen ihre Eier legen, bohren sie mit ihren Chitinzähnen ein Loch in das Korn und legen dort das Ei ab. Anschließend wird dieses Korn mit einem Pfropfen verschlossen. Das Ei wird zur Larve, die sich nun vom Mehlkörper des Korns ernährt, sich anschließend verpuppt und zum neuen Kornkäfer wird. Ein Weibchen kann in ca. 150-200 Körnern jeweils ein Ei ablegen. Kornkäfer sind v.a. in Weizen, Gerste und Mais zu finden.
  • Reiskäfer : Der Reiskäfer hat eine sehr ähnliche Fortpflanzungsweise wie der Kornkäfer. Auch diese Weibchen boren ein Loch ins Korn und legen über einen Rüssel das Ei hinein. Beim Reiskäfer dauert jedoch das Stadium von der Puppe zum fertigen Käfer länger, hier etwa eineinhalb bis sechs Monate, je nach Temperatur. Was den Reiskäfer besonders gefährlich macht, ist, dass er monatelang ohne Nahrungsaufnahme überleben kann und sich so beispielsweise auch in einer weiteren Ernte absetzen kann, wenn er nicht bemerkt wird.
  • Mehlmotte : Die Mehlmotte ist mit ca. 1,5cm im Verhältnis zum Kornkäfer eher größer. Sie ist weißlich-grau und hat einige schwarze Querlinien. Bei der Mehlmotte kann ein Weibchen zwischen 200 und 300 Eiern legen, aus denen sich in 14-25 Wochen zuerst Larven, dann die Puppen und dann die neuen Motten entwickeln. Bei der Mehlmotte ist zu beachten, dass sie nicht nur bei den Mahlprodukten selbst Schäden anrichtet, in dem sie diese frisst, sondern dass auch ihre große Spinntätigkeit zu einem großen Problem werden kann. Diese Netze der Motten können ganze Maschinen und Fallrohre verstopfen und so z.B. auch die Lieferung des nächsten Jahrs verunreinigen, wenn niemand die Fallrohre überprüft hat. Das fertige Mehl ist vor der Mehlmotte relativ sicher, da ihre Larven größer sind als die Siebe der Mehle.
  • Khaprakäfer : Der Khaprakäfer ist ebenso wie der Kornkäfer einer der gefährlichsten Schädlinge. Dieser Käfer ist allerdings eher im Bezug auf die Vorratshaltung gefürchtet. Er befällt vor allem Gerste, Malz, Weizen, Mais, Reis, aber auch Erbsen, Mais, Erdnüsse oder Hirse sind nicht sicher vor ihm. Er kommt vor allen in Futtermittelbetrieben vor und schädigt dort die Güter im Lager. Was den Khaprakäfer besonders schädlich macht, ist seine Fraßtätigkeit. Er frisst das Korn sowohl von innen als auch von außen auf und hinterlässt dabei Kot und Larvenhäute. Da er nur 1,8-3mm groß ist, ist er sehr schwer zu bemerken.

In der Gruppe der Nagetiere kann man unter folgenden Schädlingen unterscheiden:

  • Hausmaus : Die Maus ist zwischen 5 und 10cm lang und grau bis braun. Das Problematische an der Maus ist ihre hohe Vermehrungsrate und ihre gute Anpassungsfähigkeit. Deshalb wird man Mäuse auch eher schwer wieder los.
  • Hausratte : Die Ratte ist etwa doppelt so groß wie die Hausmaus und gilt als gefürchteter Vorratsschädling, da sie sehr viel Getreide isst und außerdem große Verunreinigungen anrichtet. Im Mittelalter war die Hausratte für die Übertragung von Pest und Fleckfieber verantwortlich, da sie selbst meist von Rattenflöhen befallen ist. Auch heute kann dieses Phänomen noch vorkommen, es tritt jedoch meist in östlichen Ländern auf, da hierzulande das Getreide genauer geprüft wird, bevor es verarbeitet wird.
  • Wanderratte : Die Wanderratte richtet ähnliche Schäden an wie die normale Hausratte. Sie ist etwa 10cm größer als die Hausratten und vor allem in größeren Kolonien anzutreffen, weshalb diese Kolonien besonders gefürchtet werden.

Des Weiteren kann das Getreide von Vögeln geschädigt werden, die ihren Kot darauf hinterlassen.


Schädlingsbekämpfung vor und während der Lagerung
Wird bei der Laboruntersuchung des Getreides bereits ein bestimmter Schädling festgestellt (Insekten), behandelt man das Getreide vor der Einlagerung mit einem Schädlingsbekämpfungsmittel namens Cardiol. Dieses Mittel ist zur Behandlung zugelassen. Die Menge des Cardiols und der Zeitpunkt müssen jedoch genau festgehalten und dokumentiert werden, damit man später noch nachvollziehen kann, welchen Bearbeitungen das Getreide unterzogen wurden.
Stellt man einen Befall von Schädlingen erst während der Lagerung fest, gibt es verschiedene Methoden, das Getreide zu behandeln, um die Schädlinge abzutöten. Grundsätzlich gilt jedoch, dass man am besten vorbeugt, um einen Befall mit Schädlingen möglichst zu vermeiden. Kommt es doch zum Befall, kann man zunächst versuchen, das Getreide ohne chemische Mittel zu behandeln, da es so anschließend noch verwendet werden kann.
Hierbei versucht man die Ausbreitung durch Trockung und v.a. Kühlung möglichst zu unterbinden. Der Kornkäfer beispielsweise kann sich unter +15°C nicht mehr fortpflanzen und verfällt bei unter +5°C in einen Erstarrungszustand. Allgemein kann man sagen, dass die Insekten sich bei einer Temperatur unter +13°C nicht mehr fortpflanzen und entwickeln können und somit zumindest eine Vermehrung verhindert werden kann.
Wichtig ist es außerdem, dass der Lagermeister seine Anlagen stets sauber hält und auf Verunreinigungen überprüft, bevor neues Getreide eingelagert wird, damit sich z.B. kein Ungeziefer in ungenutzten Fallrohren einnistet.
Wenn es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem starken Befall mit Ungeziefer gekommen ist, helfen oft nur noch chemische Mittel oder eine Behandlungsmaßnahme namens Wärmeentwesung. Bei der Wärmeentwesung wird die Luft in den Anlagern und den Produktionsräumen auf ca. 55-60°C erwärmt, sodass Insekten und Spinnentiere dabei sterben. Da diese Maßnahme für Menschen ungefährlich ist, kann dieses Getreide im Anschluss noch verwendet werden.

Damit das Getreide immer zur richtigen Box transportiert wird und die Maschinen der Reinigung richtig ablaufen, ist eine große Steuerungsanlage notwendig

Sollte trotz allen natürlichen Vermeidungsmaßnahmen trotzdem noch Schädlinge im Getreide vorhanden sein, müssen chemische Mittel eingesetzt werden. Dabei wird das Getreide meist mit speziellen Pflanzenbehandlungsmitteln begast. Die Höchstmenge dieser Chemikalien ist festgelegt, da sie für Menschen sehr schädlich sind und auch die Luft damit geschädigt wird. Aus diesem Grund dürfen solche Begasungen nur von Fachleuten durchgeführt werden. Es dürfen sich dabei keine Menschen in den zu begasenden Räumen aufhalten und alles muss sehr gut abgedichtet werden.
Die letzte Methode gegen Insekten, die hier beschrieben wird, sind die sogenannten Insekten-Strips. Das sind spezielle Trägerplatten, auf denen ein Wirkstoff aufgebracht ist, der nach und nach in die Luft übergeht. Diese Strips sind für leere Räume, aber auch für gefüllte Lagerräume erlaubt. Allerdings sollte man zu Beginn des Aufhängens beachten, dass keine Menschen in den Räumen sind.

Für Nagetiere gibt es bisher nur drei Maßnahmen. Das ist zum Einen das Aufstellen von Ratten- oder Mäusefallen. Des Weiteren kann man vergiftetes Getreide auslegen oder man versucht es mit Kontaktgiften, bei deren Berührung die Ratten oder Mäuse einen Wirkstoff aufnehmen, von dem sie vernichtet werden. Wichtig bei diesen Maßnahmen ist selbstverständlich darauf zu achten, dass keine Kinder in der Nähe sind und dass diese Mittel von ihnen nicht erreicht werden können, da solche Gifte auch für Menschen schädlich bis tödlich sein können.

Auch Vögel können das Getreide durch Kot oder pflanzliche Reste aus der Umwelt verunreinigen. Aus diesem Grund legt man dünne Vliese auf dem Getreide aus, sodass das Getreide noch atmen kann, es aber trotzdem vor äußeren Verunreinigungen geschützt ist.

Quellen

  • Besuch der ZG Raiffeisen Agrar-Niederlassung in Wilferdingen
  • Kirsch, Burghard (2008): Fachkunde Müllertechnologie Werkstoffkunde (6.vollständig und erweiterte Auflage)
  • Richtlinien der ZG Raiffeisen zur Klassifizierung von Weizen



Diese Seite wurde von Anna-Lisa Becker erstellt (beckerannalis@ph-karlsruhe.de).


Zurück zum Lern- und Erlebnispfad Transport
Zurück zur Bildungsroute Vom Korn zum Brot