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Auswertung
Auswertung der Leitfragen Flora
Leitfrage 1: Sind Pflanzen, welche höher an der Mauer wachsen höheren Temperaturen ausgesetzt?
An heißen Tagen finden wir an der Mauerkrone Temperaturhöchstwerte. In den Wintermonaten sind im Gegensatz dazu die Temperaturen in den Mauerfugen konstanter und meist wärmer. Eine allgemein proportionale Zunahme der Temperatur im Verhältnis zu den Höhenmetern liegt also nicht vor. Sind Extremwerte aufgetreten, konnte dies nur an der Mauerkrone festgestellt werden. Der Wegrand unterscheidet sich teilweise deutlich von den Temperaturen in und über der Mauer.
Leitfrage 2: Sind die spezifischen Schutzmechanismen einer Pflanze besser entwickelt, je höher die Umgebungstemperatur ist?
Pflanzen, welche höheren Umgebungstemperaturen ausgesetzt sind, entwickeln spezifische Schutzmechanismen, wie zum Beispiel eine Cuticula oder Stacheln.
Leitfrage 3: Sind die spezifischen Schutzmechanismen einer Pflanze besser entwickelt, je höher sie an der Mauer wächst?
Die meisten von uns gefundenen Pflanzen kommen an verschiedenen Orten (Mauerfuß, Mauerfugen, Mauerkrone, am gegenüberliegenden Wegrand und auf der Wiese hinter der Mauer am Weinberg) vor und konnten also nicht spezifisch einem Ort zugeordnet werden. Pflanzen der gleichen Art haben sich nicht aufgrund der unterschiedlichen Fundhöhe in ihrer Beschaffenheit unterscheiden lassen. Auffallend ist jedoch, dass die Weiße Fetthenne (Sedum album) und die Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus) ausschließlich in der Mauerfuge zu finden sind.
Auswertung der Leitfragen Fauna
Leitfrage 1: Sind Tiere, welche höher an der Mauer leben höheren Temperaturen ausgesetzt?
Die Temperaturunterschiede an der Mauer differenzieren stark. Auffällig ist, dass an sehr warmen Tagen an der Mauerkrone Extremwerte erreicht werden und in den kalten Monaten die Mauerfugen konstant Wärme speichern. Die Temperatur am Wegrand passt sich stark der äußeren Witterung an. Eine allgemein proportionale Zunahme der Temperatur im Verhältnis zu den Höhenmetern liegt folglich jedoch nicht vor.
Leitfrage 2: Sind die spezifischen Schutzmechanismen eines Tieres besser entwickelt, je höher die Umgebungstemperatur ist?
Tiere welche langfristig einer hohen Umgebungstemperatur ausgesetzt sind haben spezifische Schutzmechanismen, wie beispielsweise einer größeren Körperoberfläche im Verhältnis zum Körpervolumen für einen besseren Wärmeaustausch.
Leitfrage 3: Sind die spezifischen Schutzmechanismen eines Tieres besser entwickelt, je höher es an der Mauer lebt?
Bei der Suche nach Tierarten in und um unsere Mauer ist uns aufgefallen, dass sich die Meisten schnell und viel bewegen. Eine Lokalisierung des exakten Umfeldes, in dem die Tiere leben, ist somit schwierig. Bei einigen Tierarten haben wir Brutstätten oder Netzbauten gefunden, welche genauere Hinweise auf deren Lebensraum geben. Eine spezifische Anpassung an die verschiedenen Unterteilungen (Mauerfuß, Mauerfuge, Mauerkrone) der Mauer konnte jedoch nicht festgestellt werden.
Hypothesenprüfung
Es ist aufgefallen, dass die Pflanzen am oberen Teil der Mauer keine besonderen Schutzmechanismen aufweisen, als Pflanzen welche am Boden wachsen. Die Temperaturen an der Mauer sind nur an heißen Tagen an der Mauerkrone merklich höher, ansonsten differenzieren sie stark. Unsere Mauer hat eine Höhe von gerade einmal zwei Metern, dadurch lassen sich keine wesentlichen Unterschiede aufgrund verschiedener Wetterlagen feststellen. Bei der Betrachtung der Fauna ist festzustellen, dass die Größe der Lebensräume, von Tieren die an der Mauer gefunden wurden, nicht eindeutig zu bestimmen ist. Wie oben beschrieben variieren die Temperaturunterschiede außerdem stark. Die von uns aufgestellte Hypothese kann vor allem für die Fauna schwer überprüft werden, weil sich der Lebensraum in und um die Mauer als ein zusammenhängender Lebensraum darstellt. Da die Tiere sich stetig fortbewegen, ist eine Unterteilung (Mauerfuß, Mauerfuge, Mauerkrone) nicht sinnvoll. Die Hypothese kann somit durch die Forschungsarbeit teilweise widerlegt werden.
Diskussion und Interpretation
Um die geprüften Hypothesen zu interpretieren, haben wir uns zum Abschluss des Forschungsprojektes erneut mit den ausgewerteten Daten und vorherigen Vermutungen auseinandergesetzt. Die Auswertungen, die wir bereits letzten Sommer gemacht haben, legen die Vermutung nahe, dass die Temperatur innerhalb der Mauerfugen am konstantesten bleibt. Außerdem belegen die Messungen, dass an der Mauerkrone die Temperaturschwankungen am ausgeprägtesten sind. Dies lässt den Schluss zu, dass Pflanzen die auf der Mauerkrone wachsen diesen Temperaturschwankungen standhalten müssen. Pflanzen die konstante Temperatur benötigen sind besonders in den Mauerfugen zu finden. Der Bewuchs in den Mauerfugen ist außerdem geringer, als an den anderen Beobachtungsorten. Innerhalb der Mauer heizt sie sich zwar langsamer auf, als an der Mauerkrone, zwischen den Fugen kann die Wärme jedoch vermutlich länger gespeichert werden. Da sie in diesem Bereich von mehreren Richtungen, durch den Weinberg und die umgebende Mauer isoliert ist. Die Temperaturunterschiede innerhalb der Mauer differenzieren an heißen Tagen stärker, als an kälteren. Vergleicht man die gefundenen Pflanzen, so kann man feststellen, dass viele in den Mauerfugen und ebenso am Mauerfuß und auf der Mauerkrone gefunden werden können. Beispiele hierfür sind der Saat-Mohn (Papaver dubium) und der Gewöhnliche Nelkenwurz (Geumurbanum). In den Mauerfugen konnten aber auch Pflanzen gefunden werden, welche weder am Mauerfuß, noch auf der Mauerkrone oder in der Umgebung der Mauer entdeckt werden konnten. Diese weisen typische Merkmale für Gewächse auf, welche Trockenheit und höheren Temperaturen standhalten können (Trockenzeiger). Beispiele hierfür sind Weiße Fetthenne (Sedum album) und die Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus). Es liegt nahe, dass diese Pflanzen eine konstante Umgebungstemperatur benötigen. Diese Vermutungen haben sich durch unsere weiteren Forschungsarbeiten bestätigt. Da unsere Mauer lediglich eine Höhe von zwei Metern hat, kann nicht unbedingt davon ausgegangen werden, dass Pflanzen, welche an diesen Orten wachsen spezifische Schutzmechanismen gegen höhere Temperaturen aufweisen. Dies erklärt, weshalb Leitfrage 3 im Hinblick auf das Forschungsprojekt nicht bestätigt werden kann. Es liegt die Annahme nahe, dass dadurch dass Pflanzen größtenteils über die Luft und teilweise mit Hilfe von Tieren verbreitet werden, die Samen willkürlich an verschiedene Orte an und um die Mauer gelangen. Jedoch können nicht alle Pflanzen überall wachsen. Im Bereich der Mauerfugen finden wir Pflanzen, wie beispielsweise die Weiße Fetthenne (Sedum album), welche an Trockenheit und höhere Temperaturen angepasst sind. Diese Pflanze finden wir sonst an keinem Ort der Mauer. Vermutlich benötigt die Pflanze konstantere Temperaturen, und kann somit weder an der Krone noch am Fuß der Mauer wachsen. Zudem weist dies daraufhin, dass es sich um eine Pflanze handelt, die nur wenig Platz, innerhalb der Mauer benötigt um zu wachsen. Eine andere Erklärung wäre, dass sie nur aus den Mauerfugen heraus wächst, weil die Mauer ihr als Nährboden die benötigte trockene Umgebung liefert. Pflanzen, welche wir auf der Mauerkrone gefunden haben, sind auch oft an anderen Orten verbreitet. Dies lässt sich erklären, da die Pflanzen oberhalb und unterhalb der Mauer ähnlichen Bedingungen ausgesetzt sind und sie sich offensichtlich an unterschiedlichen Standorten entwickeln können. Deswegen könnte zur Weiterführung der bisherigen Forschungsarbeit der Schwerpunkt geändert werden und darin liegen, zu beobachten, an welchen Orten welche Pflanzen nicht wachsen können bzw. nicht vorgefunden werden. Bei weiteren Untersuchungen von abiotischen Faktoren wäre somit ein wichtiger Bestandteil, Messungen des Wassergehaltes oder die Sonneneinstrahlung an verschiedenen Standorten der Mauer mit einzubeziehen. Der Pflanzenbestand an der Mauer entsteht also vermutlich mehr oder weniger willkürlich durch die Verbreitung der Samen. Zu beobachten wäre jedoch, welche Faktoren dafür ausschlaggebend sind, dass die Pflanzen sich an den spezifischen Orten entwickeln können. Der Faktor der Temperatur ist nur deswegen bedeutsam, da Pflanzen an der Mauerkrone größeren Temperaturschwankungen standhalten müssen und Pflanzen in den Mauerfugen laut unserer Messergebnisse eher konstanten Temperaturen ausgesetzt sind. Das Auffinden von spezifischen Pflanzen nur in den Mauerfugen hängt somit vermutlich von weiteren abiotischen Faktoren ab, wie beispielsweise die Widerstandsfähigkeit bei Trockenheit. Andere Faktoren des Lebensraums Mauer, welche für bestimmte Pflanzen eine Rolle spielen, sind beispielsweise ihre Stützfunktionen. So sind einige der gefundenen Pflanzen Kletterpflanzen, wie beispielsweise der Gewöhnliche Efeu (Hedera helix). Die Mauer dient in diesem Fall vor allem als Stütze.
Bei der Beobachtung der Fauna ist schnell deutlich geworden, dass der größte Unterschied zum Pflanzenreich darin liegt, dass die Tiere weniger stark an ihre Umgebung gebunden sind. Im Allgemeinen haben Tiere im Gegensatz zu Pflanzen eher die Möglichkeit, bei ungeeigneten Bedingungen, ihren Standort eigenständig zu wechseln. Trotzdem sind Tiere an bestimmte abiotische und biotische Faktoren, wie beispielsweise das Nahrungsangebot, Brutplätze oder Witterungsbedingungen gebunden. Aus diesen Gründen suchen sie vermutlich den Lebensraum Mauer auf. Einige der gefundenen Tiere, wie beispielsweise die Mauereidechse (Podarcis muralis) sind wechselwarm und bevorzugen eine sonnige Umgebung. An warmen Sommertagen bietet die Mauerkrone genau diese Bedingungen. Sie wird direkt von der Sonne beschienen, erhitzt sich dadurch und wird somit als Aufenthaltsort favorisiert. Diese Tiere suchen warme Plätze auf, welche vor allem oben an der Mauer zu finden sind. An kälteren Tagen sind die Mauerfugen ein besserer Wärmespeicher. Da die Tiere in der Wahl ihres Aufenthaltsortes flexibler sind, wählen sie die jeweils wärmeren Teile der Mauer, welche jedoch je nach Witterungsbedingungen differenzieren. Dies steht im Gegensatz zu dem, was wir in Leitfrage 1 vermutet haben. Wenige, der von uns gefundenen Tiere, sind an einen warmen Lebensraum angepasst bzw. gebunden. Das liegt vermutlich daran, dass sich der Lebensraum Deutschland in der (warm) gemäßigten Zone der Erde befindet. Aus diesem Grund kommen in diesem Gebiet wohl allgemein keine oder kaum Tiere vor, welche an extrem hohe Temperaturen angepasst sein müssen. Der von uns gewählte Bereich erstreckt sich nur über wenige Meter, wodurch eine Differenzierung der gefundenen Tierarten zwischen Mauerkrone und Mauerfuß sich als schwer herausstellt. Ebenso lässt sich keine Unterscheidung über die spezifischen Schutzmechanismen der einzelnen Tiere in Bezug auf die Höhe des jeweiligen Fundortes ziehen. Die Leitfragen, welche wir zu Beginn des Projektes aufgestellt haben, erweisen sich in Bezug auf die Fauna als schwer zu überprüfen und sind teilweise widerlegt worden. Jedoch haben sie ihre Berechtigung bei der Untersuchung der Flora. Der Lebensraum Mauer wird aber dennoch aus verschiedenen Gründen von den unterschiedlichen Tierarten gewählt. Dies zeigt sich beispielsweise an der Blattlaus, welche an der Mauer ausreichend Pflanzen als Nahrungsquelle findet. Eine Großzahl an beispielsweise Grünen Blattläusen (Aphidoidea) wiederum ist eine Erklärung für das Auffinden von Marienkäfern, da sich diese wiederum von Blattläusen ernähren und dies eine Voraussetzung für die Brutablage ist. Die Mauer bietet viele Verstecke und stellt einen guten Wärmespeicher dar. Außerdem bildet die angrenzende Wiese bzw. Weinberg eine Erweiterung des Lebensraums, wie beispielsweise lockerer Erdboden. Am Lebensraum Mauer sind des Weiteren sowohl feuchte als auch trockene Bereiche zu finden. Diese Vielfalt an abiotischen Faktoren bietet vielen verschiedenen Tieren, wie beispielsweise der Garten Schnirkelschnecke (C. hortensis), der Schuppenameise (Formicinae) oder der Blindschleiche (Anguis fragilis) eine passende Vegetationsumgebung. Viele Tiere, beispielsweise einige Spinnen, suchen auch gesondert zur Brutablage steinreiche, trockene Gebiete, dadurch gibt es verschiedene Tierarten welche nur über einen kurzen Zeitraum in diesem Gebiet zu finden sind. Die Anpassung der meisten gefundenen Tierarten bzw. die spezifischen Schutzmechanismen dieser, haben sich vermutlich vor allem wegen anderen Umwelteinflüssen, wie zum Beispiel dem Wassergehalt oder dem Vorkommen an Nahrung entwickelt und nicht wegen hoher Temperaturen. Bei weiteren Untersuchungen wäre es interessant andere biotische Faktoren zu messen, welche das Vorkommen einzelner Tierarten eventuell besser erklären könnten. Es ist interessant zu sehen, wie sich schon im relativ kleinen Lebensraum unserer Mauer die gefunden Pflanzen und Tierarten aufeinander beziehen bzw. zu einander in Wechselwirkung stehen wie das Beispiel der Blattlaus und des Marienkäfers oben zeigt. Der Lebensraum Mauer ist somit in sich bereits ein Ökosystem, in welchem Tiere, Pflanzen aber auch abiotische Faktoren in Wechselwirkung zueinander stehen. Es ist schwierig eine Leitfrage zu erörtern, bei der eine genaue Lokalisierung des gesamten Lebensraumes eines Tieres Grundlage ist. Bei einigen Tieren haben wir Belege für die exakten Lebensräume gefunden, beispielsweise verschiedene Spinnweben von Webespinnen, diese lassen Schlüsse darauf ziehen wo sich das Tier favorisiert befindet. Viele Tiere haben jedoch einen großen Umkreis in welchen sie sich bewegen. Es ist also einfacher die Vielfalt der Tierwelt als gesamten Raum um die Mauer zu betrachten oder den Beobachtungsraum zu vergrößern, so dass wirkliche Unterscheidungen zwischen den einzelnen Fundorten gezogen werden können. Alles in allem zeigen die Ergebnisse und Auswertungen des Forschungsprojektes sehr interessante Aspekte des Lebensraums Mauer. In dem Projekt konnte jedoch festgestellt werden, dass die Hypothese, so wie sie anfangs formuliert worden ist, nicht auf Flora und Fauna im gleichen Sinne übertragen werden kann. Des Weiteren müssten zu einer noch genaueren Auswertung andere abiotische Faktoren in Betracht gezogen werden und könnten vermutlich weitere Erklärungen über die Vegetation im Lebensraum Mauer ergeben.