Die PH Ludwigsburg und InQuiBiDT
An der PH Ludwigsburg wird der InQuiBiDT-Ansatz seit 2010 erprobt und auch durchgeführt. Zahlreiche Studierende hatten schon die Möglichkeit, Biodiversität direkt im Lebensraum zu erfassen, anstatt in Vorlesungssälen darüber zu hören.
Der Initiator und Leiter des InQUiBiDT-Projekts, Prof. Dr. Steffen Schaal (schaal[at]ph-ludwigsburg.de), ist ausgewiesen in der Entwicklung und Erprobung von technologiegestützten Lehr-/ Lern- und Informationsumgebungen im naturwissenschaftlichen Unterricht. Die Veröffentlichungen der Arbeitsgruppe InQuiBiDT können Sie hier [Link folgt] nachlesen.
InQuiBiDT an der Hochschule
InQuiBiDT ist ein didaktischer Ansatz für das Erlernen und Erleben von Biodiversität, der für die Schule und Hochschule geeignet ist. InQuiBiDT ist die Abkürzung für "Inquiry-based Biodiversity Teaching“ und bedeutet frei übersetzt „Die biologische Vielfalt mit forschungsorientierten Lehr-Lernformen erfassen“. Diese Lehrmethode stützt sich auf das Konzept „Inquiry Based Science Education“ (IBSE), welches im deutschen Sprachgebrauch mit „forschungsorientierter Unterricht in den Naturwissenschaften“ übersetzt wird. Das heißt, Schüler oder Studierende betreiben „scientific inquiry,“ also naturwissenschaftliche Forschung, und entwickeln dadurch die Fähigkeit, entsprechend wissenschaftlich zu denken und zu handeln.
Prof. Steffen Schaal ist der Initiator von InQuiBiDT, das durch die Beteiligung am Pathway Projekt auch auf europäischer Ebene Verbreitung findet. An der PH Ludwigsburg wird der InQuiBiDT Ansatz im Hochschulkontext eingesetzt.Die Veröffentlichungen der Arbeitsgruppe InQuiBiDT können Sie hier [Link folgt] nachlesen.
Studierende mit Haupt- und Nebenfach Biologie, können in ihren Kursen zur Morphologie und Systematik der Tiere und Pflanzen den InQuiBiDT-Ansatz für sich selbst entdecken.
Eine Präsentation zu InQuiBiDT fand am 21.3.2014 auf der IWB Tagung in Heidelberg statt:
Datei:Vortrag IWB Tagung HD.pdf
Veranstaltungen für Studierende
Überblick über das System der Pflanzen (SoSe 2011)
Dieser Kurs fand im Sommersemester 2011 unter der Leitung von Prof. Dr. Steffen Schaal und Dipl.-Biologin Monica Matt statt. Der Inquibidt-Ansatz wurde hier im Rahmen eines Pflanzenbestimmungs- und systematik-Kurses eingesetzt. 25 Studenten nahmen erfolgreich daran teil. Die Ergebnisse der Arbeiten können sie hier einsehen.
Morphologie und Systematik der Tiere (WiSe 2011/2012)
Dieser Kurs fand im Wintersemester 2011/2012 unter der Leitung von Dipl.-Biologin Monica Matt statt. Der Inquibidt-Ansatz wurde hier im Rahmen eines Morphologiekurses (Fauna) eingesetzt. Ca. 60 Studenten nahmen erfolgreich daran teil. Die Ergebnisse der Arbeiten können sie hier einsehen.
Jahresarbeiten Flora Fauna Habitat (SoSe + WiSe 2012/2012)
Dieser Kurs fand im Sommer und im Wintersemester 2012/2013 unter der Leitung von Dipl.-Biologin Monica Matt und Sonja Grübmeyer statt. Der Inquibidt-Ansatz wurde hier im Rahmen eines Kurses für Morphologie und Systematik der Flora und Fauna eingesetzt. Ca. 80 Studenten nahmen erfolgreich daran teil. Die Ergebnisse der Arbeiten können sie hier einsehen.
Hochschuldidaktik
Der InQuiBiDT-Ansatz folgt den Theorien des IBSE. Auch hier werden offene Lernarrangements eingesetzt. Studierende können sich so auf individuelle Weise den Zugang zu den Studieninhalten nähern. Die Binnendifferenzierung ist auch an der Hochschule ein Thema, da in grundständigen Kursen durch Haupt- und Nebenfachstudierende, wie der Morphologie und Systematik, eine sehr unterschiedliche Wissens- und Motivationsbasis gegeben ist. Lecture-free Teaching bietet sich in grundständigen naturwissenschaftlichen Kursen an, die oft durch entsprechende Labor- oder Praxiskurse erweitert werden. Aus dem InQuiBiDT-Ansatz wird deshalb auch ein humanbiologisches Praktikum entwickelt.
Kursaufbau
InQuiBiDT lässt sich als Open Inquiry beschreiben. Studierende bekommen nur noch begrenzt spezifische Arbeitsanweisungen, sondern Themenumrisse, anhand derer sie sich das Thema Biodiversität vor Ort selbst erarbeiten können.
Um Biodiversität erfassen zu können, brauchen sie Grundkenntnisse in Systematik und Morphologie. Mit diesen Kenntnissen können sie eigenständig Organismen erfassen. Um auf einen ähnlichen Kenntnisstand zu kommen, werden wichtige Familien der Pflanzen und Tiere durch Gruppenpuzzle-Experten genauer studiert. Dies dient gleichzeitig der Motivation und Inklusion aller Studierender in die Arbeit. Die neuen Gruppen aus Experten der Gruppenpuzzlebereiche erstellen jetzt selbstständig ein Projekt über Biodiversität in einem ausgewählten Lebensraum (Beispiele für Lebensraumbeschreibung). Dieser Vorgang findet direkt vor Ort mit der Unterstützung mobiler Technologien statt. So haben die Studierenden vor Ort die Möglichkeit, mit Ihrem Dozenten per Smartphone oder Tablet Computer in Kontakt zu treten, um Probleme und Fragen zu klären. Bei Neulingen in der Taxonomie sind Fragen zur Bestimmung von Organismen häufig. Durch die Nutzung solcher Geräte können Dozenten und Tutoren mehrere Gruppen an unterschiedlichen Standorten betreuen. Dies ermöglicht auch wieder eine intensivere Auseinandersetzung mit der Materie, da sich weniger Möglichkeiten ergeben, desinteressiert am Rande einer großen Gruppe oder im Dunkeln eines Hörsaals zu sitzen.
Die InQuiBiDT-Kurse wurden außerdem wissenschaftlich begleitet, um deren Wirkung im Vergleich zu konventionellen Methoden zu vergleichen.
Hier gelangen sie zu den Ergebnissen.
Die Struktur eines InQuiBiDT Kurses im Überblick
- Das Hochschulseminar beginnt mit einer Einführung in das System der Blütenpflanzen und in die Biodiversität der regionalen Flora und Fauna.
- Anschließend bearbeiten die Studierenden in kleinen Gruppen je einen Lebensraum im Umkreis der PH Ludwigsburg von circa fünfundzwanzig Kilometern.
- Die Gruppen erhalten die Aufgabe, Daten zum Lebensraum, zu den Pflanzen und die Geodaten für die Markierung in Google Maps zu erfassen. Aus den Daten wird ein INQUIBIDT-Wiki als Informationsbasis im Internet für den speziellen Lebensraum erarbeitet, in dem die Ergebnisse aller Gruppen zusammengefasst sind.
- Des Weiteren hinterlassen die Gruppen einen Geocache (= verstecktes Döschen, deren GPS-Koordinaten bekannt sind), in der sich ein sogenannter QR-Code (von Handys und Smartphones lesbarer Barcode) befindet. Dieser QR-Code verweist auf die Informationen im INQUIBIDT-Wiki im Internet, welche vor Ort mit Smartphones betrachtet werden können.
- Im nächsten Schritt besucht jede Gruppe alle anderen erfassten Standorte, die sehr unterschiedlich gewählt sind und verschiedene Lebensbedingungen aufweisen. Die Gruppen überprüfen die gemeinsamen Ergebnisse mit Hilfe des über die QR-Codes abrufbaren INQUIBIDT-Wiki zum Standort im Internet.
Beispieldokumentationen aus den InQuiBiDT-Kursen
Um die Nutzung alternativer Darstellungsformen bei den Studierenden zu erhöhen, wurden die Abschlussarbeiten aus den Kursen als Internetseite erstellt. Einige sehr gelungene Umsetzungen aus den jeweiligen Semestern des InQuiBiDT-Ansatzes finden Sie hier. Interessant ist es auch, die Steigerung der Qualität der Darstellungen im Verlauf zu vergleichen.
SoSe 2011: Pflanzenbestimmung am Flurstück 1408 und in einer Auenvegetation
Das Flurstück 1408 ist ein Kunstprojekt an einem ehemaligen Weinberg. Hier finden sich eine Reihe von wärmeliebenden und Trockenheit vertragenden Pflanzen. Eine Aue ist ein Bach-/Flusstal, in dem recht feuchte Bedingungen herrschen. An dieser Stelle lassen sich eine Reihe von Pflanzen entdecken, die unter anderem nährsalzreiche Böden bevorzugen.
WiSe 2011/12: Heckenprojekt
Untersuchung einer Hecke und ihrer Lebewesen mit einigen besonderen Bedingungen.
SoSe 2012: Wernauer See
Analyse einer Wiese am Wernauer See, die durch menschlichen Einfluss besondere Zeigerpflanzen aufweist. Außerdem wurde eine Gewässeruntersuchung durchgeführt.
SoSe 2012: Gerlinger Heide
Untersuchung einer Heidenfläche mit besonderen geologischen Bedingungen mit zusätzlichem Quiz
Seit 2011 wurden außerdem mehrere Wissenschaftliche Hausarbeiten von Studierenden erstellt, die Biodiversität mit mobilen Endgeräten als gemeinsamen Aspekt beinhalten.